Regensburg 

(Foto Homeier)

Regensburg - Besucher fühlen sich in das Mittelalter zurückversetzt. Der Tourist mit Toskana - Erfahrung denkt unwillkürlich an die  Mauern von San Gimignano oder an die schmalen Gassen von Venedig.

Das Echo der Schuhabsätze auf dem buckligen Straßenpflaster klingt in holprigem, stolprigem Rhythmus wider. Der Blick gleitet an dräuenden Mauern hoch, hinter denen einst die Herren der Stadt wie in Festungen residierten. Schiefe Wände neigen sich in engen Gassen einander zu. Wenn die Dachsilhouetten einen Schlitz zum Durchblicken lassen, erspäht das Auge mächtige Kirchtürme.

(Foto Homeier)   

In der Altstadt von Regensburg ist das Mittelalter präsent, ohne dass man ins Museum muss. Wer aus dem zauberhaften Gewirr von schmalen Gängen, Treppen und Innenhöfen ans Ufer der Donau findet, der möchte die mehr als 850 Jahre alte Steinerne Brücke am liebsten rückwärts gehend überqueren, so überwältigend ist der Blick auf die immer imposanter werdende Kulisse.

Der Goldene Turm ist der mächtigste Patrizierturm nördlich der Alpen. Den Namen erhielt er von einem Wirtshaus. Ein mittelalterliches "Hochhaus" mit neun Stockwerken. Im Hof Rest von Renaissance-Arkaden. Sie finden ihn in der Wahlenstraße 16.

Das Kastenmayerhaus ist eine gewaltige gotische Wohnanlage. Der viergeschossige Turm ist nicht zu übersehen, in der Wahlenstraße 24.

Mit spätgotischer Dachgalerie ist das Deggingerhaus. Die einstige Rauchküche unter dem Dach ist heute ein Museum. Wahlenstraße 17.

Der gewaltige Bau des Goliathhauses wurde auf Resten einer römischen Mauer errichtet, den Namen erhielt er durch die Goliath - Fresken aus dem 16. Jahrhundert. Am Watmarkt 5.

Ebenfalls am Watmarkt 4 befindet sich der Baumburger Turm. Mit 28 m zweithöchster Turm von Regensburg. Phantasievolle Variation der gotischen Fenster, einst mit offener Laube.

Diese Objekte sind alle beim Tabak Götz um die Ecke.

(Eigenes Arciv)

Das Wahrzeichen der Stadt ist der Dom St. Peter. Der Dom wurde im 13. Jahrhundert begonnen, aber erst 1859 - 1869 mit den Türmen vollendet. Seit dem 8. Jh. stand hier eine Kirche, die über die Jahrhunderte mehrmals verändert wurde. Der heutige Bau gehört zu den großen gotischen Kirchenbauten Deutschlands. Da anfangs mit Kalksandstein, später mit Grünsandstein erbaut, sind Restaurierungen wegen Verwitterung ständiges Thema in der Dombauhütte.

   

( Götz Archiv N 1948 und Götz Archiv 2018 mit neuen Standort)

Vor der Türe, beim alten Standort ( bis Ende 2017) Tabak Götz hat man einen unvergleichlichen Blick auf die Türme des St. Peter Doms.

Ebenfalls vor der Türe des neuen Standortes Eingang Residenzstrasse, der selbe historische Blick auf unseren Dom.

Am Neupfarrplatz, mit seiner evangelischen Kirche befand sich 700 Jahre lang das jüdische Ghetto. Nach der Auflösung 1519 entstand bis 1540, städtebaulich wirkungsvoll auf einem Sockel erhöht, eine Wallfahrtskirche.

(Eigenes Archiv)

Sie war ab 1542 das erste protestantische Gotteshaus der Stadt. Im 17. Jh. wurde eine Empore eingezogen, aber erst im vorigen Jahrhundert wurden Chor und Kirchtürme vollendet. Eine Rarität ist die Doppelwendeltreppe im Untergeschoß des Südturmes, die um vier Rundpfeiler läuft. Ausgrabungen (von 1995 bis 1998) legten die Reste des Judenviertels frei.

Die Commerzbank nutzt heute Regensburgs schönstes Rokokopalais (Neupfarrplatz 14), das vom Linzer Baumeister Johann Michael Prunner für den Bankier Hieronymus Löschenkohl 1733 erbaut wurde.

(Eigenes Archiv, Ansicht alter Standort bis Ende 2017)

Noch a` bisser`l Geschichte:

An der Mündung von Regen und Naab in die Donau kreuzten sich uralte Land- und Wasserwege . Um 80 n. Chr. entstand daher ein erstes Kastell, im Jahr 179 das Legionslager Castra Regina, um das herum bald eine stattliche Siedlung heranwuchs.

Unter dem Druck der Völkerwanderung gaben die Römer das Lager um 400 unzerstört auf. Gut ein Jahrhundert später wanderten die Bayuwaren ein, deren Herzöge aus dem Haus der Agilolfinger am heutigen Alten Kornmarkt in einer Pfalz residierten, 739 gründete der hl. Bonifatius in Regensburg ein Bistum.

Ab 788,  nach der Absetzung Herzog Tassilo III. durch Karl den Großen, bis 911 war die Stadt dann Residenz der Karolinger. Später wurde sie wichtiger Verwaltungssitz des Ostfränkischen Reiches. Ein Beratungsgremium, das sich aus den Adelsversammlungen der fränkischen Zeit entwickelte, sollte die Geschichte der Stadt für viele Jahrhunderte bestimmen: der Reichstag, die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich.

Ihre Entscheidungen sind in die Geschichte eingegangen: 1156 zum Beispiel wurde Österreich für selbständig erklärt, 1180 Heinrich der Löwe als Herzog von Bayern abgesetzt. In den folgenden Jahrhunderten wirkte der Reichstag bei so entscheidenden Dingen wie den Reichsgesetzen und Reichsheerfahrten mit, bei der Auferlegung von Steuern und der Gründung von Reichsfürstentümern.

Drei Privilegien ( 1207 durch König Philipp, 1230 und 1245 durch Kaiser Friedrich Barbarossa gewährt) gaben der Stadt schließlich Schritt für Schritt die Selbständigkeit. 1256 trat Regensburg als Freie Reichsstadt dem Rheinischen Städtebund bei, 1382 dem Schwäbischen Städtebund. Die neue Freiheit war allerdings nicht nur positiv: der Machtkampf zwischen dem Herzog, dem Bischof und den Bürgern sollte über Jahrzehnte andauern.

Im Zeitalter der Reformation votierte der Stadtrat 1542 für die Annahme des evangelischen Glaubens. Berühmte Namen sind in der Folge mit Regensburg verbunden: hier wurde der Sohn Kaiser Karl V. und der Regensburger Handwerker-Tochter Barbara Blomberg geboren, Don Juan de Austria, der 1571 die Türken in der Seeschlacht von Lepanto besiegte und danach als "Retter Europas" gefeiert wurde.

Hier wurde Wallenstein, Feldherr der katholischen Seite im Dreißigjährigen Krieg, 1630 auf Beschluss des Reichstages entlassen. Nicht zuletzt führte der Magdeburger Bürgermeister Otto von Guericke hier dem Reichstag die Erfindung der Luftpumpe vor.

Ab 1663 wurde der ständische Kongress nicht mehr aufgelöst und neu einberufen, sondern tagte als "Immerwährender Reichstag" nur noch in Regensburg. Er zog an die 70 Gesandtschaften auswärtiger Staaten in die Stadt. Die Fürstenfamilie Thurn und Taxis agierte ab 1748 als kaiserliche Prinzipalkommissare.

Mit dem Bau repräsentativer Gebäude, mit der Anlage großzügiger Parks und dem ganzen Prunk ihres gesellschaftlichen Lebens verliehen sie Regensburg noch einmal höfischen Glanz. Nach der Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" 1806 und der Eroberung durch die Franzosen 1809 wurde es jedoch still um die Stadt.

1810 fiel Regensburg an das neue Königreich Bayern. In der Nähe entstanden nun eindrucksvolle Monumente: 1842 die Walhalla, 1863 die Befreiungshalle bei Kelheim.

Die Stadt selbst jedoch war zu einer unauffälligen Landstadt herabgesunken. Diesem Umstand verdankte Regensburg allerdings, dass es den Zweiten Weltkrieg ohne Bombenhagel überlebte und kampflos an die US-Truppen fiel. Während das alte Deutschland in Trümmer gefallen war, blieb es hier an der Donau erhalten - bis heute.

...so oder ähnlich wird Regensburg in vielen Reiseführern interpretiert.

Haben Sie Lust auf eine Städtefahrt bekommen? Bitte besuchen Sie uns, wir und unsere Stadt, freuen uns auf Ihren Besuch.